Die Fahrt durch Aserbaidschan

Dieser Beitrag ist Teil der Serie Overland ’18. Ziel ist es einen Roller von Iran in die Schweiz zu fahren. Einen Überblick über diese Reise gibt es hier. In folgendem Beitrag wird die eigentlich Reise durch Aserbaidschan behandelt. Allgemeine Reisetipps für Aserbaidschan werden zu einem späteren Zeitpunkt in einem eigenen Beitrag beschrieben.

In Aserbaidschan gibt es Schlammvulkane, brennendes Quellwasser und die Metropole Baku. Wir sind ohne grossen Erwartungen hier her gereist, doch schlussendlich konnten wir nicht anders, als jede Minute in diesem Land zu geniessen.

Unsere Route durch Aserbaidschan

Grenze von Astara
Wir sind über die Grenze von Astara nach Aserbaidschan gekommen. Interessanterweise heissen die Städte auf Aserbaidschanischer und Iranischer Seite beide Astara. So würde die Grenze eigentlich die Astara-Astara-Grenze heissen… und ja, das finde ich durchaus lustig.

Die Brücke der Astara-Grenze

Wie bereits im vorangehenden Artikel beschrieben, war die Iranische Seite dieser Grenze sehr angenehm und die Arbeiter waren freundlich, wie immer in Iran. Nur zwei Uniformierte waren dort und haben lediglich kontrolliert, dass alles abgestempelt war.
Auf der Seite in Aserbaidschan hatten wir das Gefühl den schlimmsten Polizeistaat aller Zeiten betreten zu haben. Dutzende von Uniformierte und viele junge Männer in Militärhosen und schwarzen T-Shirts haben alle Autos mit bellenden, aggressiven Hunden durchsucht. Ihre grimmigen Blicken haben uns schon ein bisschen beunruhigt.
Durch den Zoll zu gelangen war jedoch sehr einfach. Sie haben unsere Carnet de Passages nur mit dem Scanner eingelesen (ohne sie auszufüllen) und unsere Pässe mehrmals auf der Suche nach Stempeln von Armenien oder Nagorno-Karabakh durchsucht. Danach lasen sie unsere e-Visas gründlich durch und stempelten unsere Pässe. „Welcome to Azerbaijan“.
Es gibt trotzdem ein paar wichtige Formalitäten für die Einreise, diese werden jedoch im Tipps-Blog behandelt. Nur ein sehr wichtiger Punkt: Man muss alle Blätter und Zettel behalten, die einem verteilt werden. Sogar das e-Visa muss bei der Ausreise vorgewiesen werden.

Sobald wir aus dem Zoll waren, hat sich alles sehr schnell beruhigt.
Aseris sind sehr freundlich und keine der Polizisten hat uns je belästigt. Als ich bei einem Polizisten angehalten hatte, um ihm eine Frage zu stellen, wollte er vor dem Antworten meine Hand schütteln. Das war auch bei allen Checkpoints der Fall.
Die Polizeipräsenz in Aserbaidschan ist enorm, vor allem im Süden und sie halten auch andauernd Fahrzeuge an. Hier haben wir uns nie getraut, zu schnell zu fahren (und leider sind die Geschwindigkeitslimiten sehr tief, allerdings wird eine Autobahn zurzeit im Süden gebaut)

Yanar Bulag Feuer
Meine Lieblingsattraktion im ganzen Land war bereits nach dem ersten Dorf zu finden. An der Yanar Bulag Quelle kann man brennendes Wasser trinken. Die Quelle befindet sich direkt nach Astara und ist nicht auf Google Maps. Die Koordinaten sind 38.491882, 48.831767. Wir haben sie gefunden, indem wir einfach Leute am Strassenrand gefragt haben. Alle kennen diesen Ort, da viele Einheimische Flaschen und Kanister mit diesem Wasser füllen und nach Hause nehmen. Sie sind der Überzeugung, dieses Wasser sei besonders gesund.

 

Das Yanar Bulag Feuer. Vergiss dein Feuerzeug nicht!

Natürlich ist das ganze ungesund. Das Wasser riecht stark nach Schwefel und ich hatte für den Rest des Tages Durchfall. Aber es war’s wert 🙂

Lankaran
Wir haben unsere erste Nacht in Lankaran verbracht, welche eine der grösseren Städte in Aserbaidschan ist. Es gibt zwar nichts Fotogenes, aber die Stadt hat eine tolle Atmosphäre und man kann hier alles finden, was man braucht, von SIM-Karten bis US-Dollar (Details im Tipps-Blog). Der Süden Aserbaidschans ist sehr ländlich. Ich hatte es mir nicht so vorgestellt, als ich das Land auf Google gesucht hatte. Der Rest des Landes ist komplett anders – mehr dazu später.

Unser Parkplatz für die Nacht: Die Küche des Hotels

Ein spezieller Ort in der Nähe von Lankaran sind natürliche Thermalbäder. Man hat draussen im Wald kleine Hütten um diese heissen Quellen gebaut, welche man mieten kann. Man braucht also kein Badezeugs mitzunehmen 🙂
Leider riecht das Wasser nach Schwefel und es gibt keine Dusche auf der Anlage. Auch dieser Ort ist nicht auf Google Maps. Die Koordinaten sind 38.765598, 48.742620. Auf der Karte sind keine Strassen eingezeichnet, aber mit etwas Intuition ist der Weg zu den Quellen zu finden. Die Fahrt im Wald ist aber extrem holprig und ich würde niemandem empfehlen ein normales Auto dorthin zu fahren. Unsere Hondas haben es zum Glück geschafft.
In Lankaran gibt es sehr viele Taxifahrer und die kennen diesen Ort.

Ein typisches Taxi in Lankaran. Ein Lada aus der Sowjetzeit

In Aserbaidschan sind wir mehrmals von Taxis fast überfahren worden. Halte immer Ausschau nach ihnen.

Qobustan
Aufgepasst, es gibt mehrere Qobustans in Aserbaidschan und sogar einen Gobustan. Ich schreibe hier über dasjenige südlich von Baku am kaspischen Meer. Um alles zu verschlimmern wird auch dieser Ort in Reiseführern als “Gobustan” beschrieben. Ich verwende ein Q, wie es vor Ort angeschrieben ist.
Qobustan hat einen sehr speziellen Ort names „Qobustan Rock Art Cultural Landscape“. Hier gibt es sehr eindrucksvolle Gesteinsformationen und Felszeichnungen. Die ältesten dieser Petroglyphen (ja, diesen Namen musste ich nachschlagen) sind aus dem 12ten Jahrhundert v. Chr!

Der Fels namens „The Turtle“ in Qobustan

Und als ob diese alten Felszeichnungen und speziellen Gesteinsformationen nicht Grund genug wären, Qobustan zu besuchen, gibt es hier auch Schlammvulkane.


Auf Google Maps gibt es hier viele Schlammvulkane. Doch nur eine Ansammlung von Vulkanen scheint mit dem Fahrzeug erreichbar zu sein. Und zwar diejenige mit folgenden Koordinaten: 39.996514, 49.403175.
Es bedarf hier ziemlich viel Offroading, um an sie heran zu kommen. Wenn man vom Norden her anreist, ist die Strasse in einem schlechteren Zustand und die Strecke zu den Schlammvulkanen ist länger. Dafür sind am Anfang viele Taxifahrer parkiert, die einem mitnehmen wollen. Wenn man alleine dort hin fährt (wie wir) ist die Route vom Süden her definitiv die bessere Wahl.

Baku
Eine sehr schöne und weit entwickelte Stadt. Baku sollte auf der Bucket-List von jedem Reisenden sein. Zu dieser Stadt muss nicht viel gesagt werden. Man muss einfach die schönen Gebäude bestaunen.

 

Die Flame Towers in Baku. Ihr Name kommt wahrscheinlich von Aserbaidschans Titel „Land of Fire“

In der Nacht werden die Türme beleuchtet. Dieses Spektakel ist zwar bei weitem nicht so schön wie in Dubai, aber dennoch einen Besuch wert.

Die Flame Towers in der Nacht

Die beste (gratis) Aussicht auf die Türme scheint “Baku Panoramic View” im Upland Park zu sein. Koordinaten: 40.357424, 49.830169.
Wenn deine Finanzen ausreichen, ist der Fernsehturm eine weitere Option.
Weitere interessante Gebäude sind eine Mall (noch in der Bauphase) und das Teppichmuseum.



Die Fahrt nach Sheki
Sobald wir Baku verlassen hatten und Richtung Georgien aufgebrochen waren, änderte sich die Landschaft mehrmals. Einmal ist es uns vorgekommen, als wären wir in die Mongolei gefahren.

Helmwurf in Aserbaidschan

Und da wir uns wieder in ländlichen Gebieten aufhielten (aber völlig andere als im Süden), gab es wieder Sowjetfahrzeuge.

Ich habe mich sofort in dieses optisch misslungene Objekt verliebt und habe mich entschieden, eines in Osteuropa zu kaufen und nach Vladivostok zu fahren. Bleib auf dem Laufenden, um diese Reise nicht zu verpassen!

Sheki
Sheki hat viele Sehenswürdigkeiten. Wir habe den Palast “Palace of Shaki Khans” besucht. Ich kann diesen Ort herzlich weiterempfehlen, aber leider ist es verboten Fotos innerhalb des Gebäudes zu machen. Schau mal auf Google nach, wie es innen aussieht, falls du interessiert bist.

So sieht der Palace of Shaki Khans von aussen aus (minus dem Kamerafehler beim Zusammenfügen der Fotos im Panoramamodus. Und nein, das war nicht meine Huawei) 🙂

Gerade noch vor der Grenze haben wir in einem kleinen Restaurant gegessen. Als wir bezahlen wollten, hat der Restaurantbesitzer meine Brieftasche aus meinen Händen genommen, diese zugeklappt und auf den Tisch gelegt und gesagt: „You are my Gast“. Azeris sind ein sehr gastfreundliches Volk.

Matsimi-Balakan Grenze
Und wieder einmal waren die Grenzwächter Aserbaidschans alles andere als angenehm. Als ich ein Foto vom Eingang der Grenze gemacht hatte, schrie mich einer an, ich sollte das Foto löschen und hat mir dabei auf mein Display geschaut. Dieses Vorgehen ist zwar nichts Aussergewöhnliches, dennoch unerwartet. Man hat nämlich wirklich nur ein Tor und einen Zaun auf dem Foto gesehen.
Auf der Georgischen Seite fanden wir endlich wieder freundliche Angestellte, bei denen die Warteschlange halb so lange war, obwohl sie deutlich weniger Mitarbeiter waren, als auf der Azeri Seite der Grenze.

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