Mustang- das verlorene Königreich in Nepal

Mustang ist ein Gebiet in Nepal nördlich der hohen, schneebedeckten Gipfel des Himalayas. Es war früher ein Königreich innerhalb von Nepal, aber hat diesen Status in 2008 aufgrund des Maoistischen Bürgerkrieges verloren. Früher hatte dieses Gebiet starke Beziehungen mit Tibet. Nachdem das Gebiet durch Nepal eingenommen wurde, musste es sich allerdings nicht stark anpassen: Die Einheimischen sprechen immer noch Tibetisch, der Baustil ist derselbe wie in Tibet und die Religion ist dieselbe Form von Buddhismus. So behaupten viele, dass Mustang besser erhalten geblieben sei, als das von den Chinesen eingenommenen Tibet. Diese Theorie unterstützen auch viele der Einheimischen, mit denen wir uns unterhalten haben.
Abgesehen von der reichen Kultur, machen die atemberaubenden, kargen Landschaften dieses Gebiet zum unvergesslichen Erlebnis.

Innerhalb von Mustang
„Upper Mustang“ ist eine Sperrzone für Touristen, welche die ganze Gegend nördlich von Kagbeni betrifft. Wie man in dieses Gebiet kommt, ist im zweiten Abschnitt erklärt.

Es gibt mehrere Arten, sich innerhalb von Mustang fortzubewegen. Ich bin überzeugt, die schönste davon wäre, die ganze Strecke zu Fuss zu gehen. Ein überraschend grosser Anteil der Touristen macht das auch. Wir haben auch eine Gruppe Schweizer auf dem Mountainbike getroffen, sowie zwei Britten auf dem Pferd. Da wir gar nicht vorgehabt hatten, nach Mustang zu reisen und uns erst in Pokhara in diese Idee verliebt hatten, mussten wir in letzter Minute einen Tourguide auftreiben. Wir hatten leider nicht mehr genügend Zeit, um die Strecke zu Fuss zu schaffen. So gingen wir mit einem 4WD. Es war wesentlich günstiger, als ich mir vorgestellt hätte,  dafür ohne Zweifel weniger schön als Wandern.

 

Es gibt im Wesentlichen nur eine Strasse in Upper Mustang. Sie ist ziemlich neu. Die Regierung hat hunderte von Arbeitern aus dem Süden von Nepal geholt, um sie zu bauen. Diese Strasse ist grundsätzlich nur ein Weg auf einem steilen Hang aus Staub und Steinen. So müssen die Arbeiter immer wieder Teile der Strasse reparieren, die unter Geröll und Staub vergraben worden sind. Ehrlich gesagt, ist diese Strasse alles andere als sicher, dafür kompensieren die hiesigen Fahrer mit unglaublichen Fahrkünsten. Fahren in den Schweizer Alpen ein Witz im Vergleich. Die Busfahrt nach Mustang ist sogar wesentlich schlimmer, aber mehr dazu später. Ich habe die Fahrt innerhalb von Upper Mustang geliebt, da sie die ganze Reise zu einem echten Abenteuer gemacht hat. Ich kann allerdings niemandem mit Rückenproblemen diese Reise empfehlen. In meinem Video (wird bald hochgeladen) werden ein paar Eindrücke aus davon zu sehen sein.

Hier ist die Strasse in einem guten Zustand, jedoch macht der gefallene Stein alles etwas eng für ein 4WD. Auf dem staubigen Untergrund ist es schwierig zu beurteilen, wann und ob die Kante des Wegs beginnt unter dem Rad wegzurutschen.

Erwarte nicht viel von den Hotels. Die Zimmer sind sogar im Sommer kalt, es gibt kein Toilettenpapier und falls du Akkus laden willst, so wirst du ohne Zweifel hören: „oh, sorry, only sometimes“. So versuchen die Einheimischen dir mitzuteilen, dass sie nur für ein paar Stunden pro Tag Strom haben. Erstaunlicherweise haben die meisten Hotels kleine Solarzellen. Aber mit dieser Leistung reicht es gerade knapp, Licht für die ganze Nacht zu speichern (wenn überhaupt). In den Hotels ist Wasser in PET Flaschen enorm teuer, und in den kleinen Dorfladen kaum billiger, sofern überhaupt vorhanden. Falls du mit einem 4WD anreist, ist es ratsam, Wasser noch im Süden zu kaufen und mitzunehmen. Ein Filter wäre natürlich die andere Lösung. Auch genug WC Papier ist ein grosser Vorteil (wir konnten ein paar Rollen im Dorf Lo Mantang kaufen). Toilettenpapier einzupacken ist allerdings nicht nur für Mustang ratsam. Sogar in gewissen europäischen Länder kann man manchmal froh sein, eigenes dabei zu haben.

Die Einfachheit dieser Gegend ist wirklich deren grössten Charme.

Übrigens verbrennen die Einwohner dieser Gegend Mist zum Heizen und zum Kochen, da nicht viele Bäume hier wachsen. Erstaunlicherweise stinkt es nicht.

 

Das schönste Dorf ist meiner Meinung nach Ghami. Es ist Mustang, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Einwohner leben von ihren Nutztieren und allem, was sie anpflanzen können. Die Kühe sind sehr klein und die Kälber sind fast nicht als solche zu erkennen. Aus der Distanz konte man sie leicht für Ziegen halten. Und von denen gibt es in Upper Mustang jede Menge. Sie machen ganze Dörfer unsicher.

In jedem Fall würde ich es vermeiden, im Dorf Tsarang zu bleiben. Es ist nicht sehr schön im Vergleich zu den anderen Orten. Und falls dein (junger) Guide dort unbedingt eine Nacht verbringen will, dann ist es eventuell aufgrund des Billiard-Zimmers, in dem sich tatsächlich drei Tische in tadellosem Zustand befinden. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man sie dorthin gebracht hat, noch wie sie finanziert wurden. Fakt ist, sie sind da und ich muss nicht unbedingt Billiard spielen, wenn ich schon um die halbe Welt reise, um eine andere Kultur zu entdecken. Wenn du zu Fuss unterwegs bist, siehst du dich vielleicht gezwungen, dort zu bleiben. Die Dörfer sind nicht gerade nahe beieinander.

Lo Mantang ist die Hauptstadt des Gebietes. Obwohl es noch nicht so viele Touristen hier gibt, spürt man die Erwartung, bald mehr Reisende anzulocken. Denn hier gibt es viele kleine Souvenirshops. Ausserdem hat man nur in Lo Mantang aktiv versucht, uns in einen Laden hinein zu locken. Alles jedoch auf sehr höfliche Art und Weise.

Sogar in Lo Mantang hatten wir nie Internetverbindung. Ein kleines Restaurant hatte zwar Wifi im Angebot, aber das hat nicht einmal gereicht, um die Google Startseite zu öffnen. Erwarte in diesem Gebiet nie Empfang zu haben, auch nicht SMS-Empfang.

 

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist Garphu. Es befindet sich nahe der Grenze mit Tibet. Hier ist die eindrucksvolle Nymphu Gumpa. Leider fand ich alle Gumpas (Tempel) schöner von aussen, als von innen. Obwohl diese bis heute für Gebete verwendet werden, sind sie eher ungepflegt. Ein Mönch hat alles, das er uns zeigen wollte, mit Reiskörner beworfen (anstatt einfach darauf zu zeigen). Später hat er mir kleine Tafeln mit tibetischen Texten darauf in die Finger gedrückt. Er meinte, sie seien etwa 700 Jahre alt. Er wusste nicht, woraus diese Tafeln gefertigt waren, und ich konnte es auch nicht betimmen. Ich fand es nur komisch etwas so Museumswürdiges einfach so in den Händen zu halten. Übrigens hatte es in der Mitte des Tempels eine völlig verrostete Autobatterie, welche mit Solarzellen auf dem Dach geladen wurde. Aber wie so häufig in diesen Ländern ist, wird es wohl nie zu einem Brand kommen. Man wird das Gefühl nie los, dass ein kleines bisschen Magie zum Schutz der Leute im Spiel ist.

Gleich neben dieser Gumpa sind die Garphu Höhlen. Diese sind hoch oben in einem Felsen und waren früher von Menschen bewohnt. Es gibt in Mustang jede Menge solcher Höhlen, aber das ist der einzige mir bekannte Ort, an dem man ohne zu klettern zum Eingang gelangen kann.

 

Ich kann fast nur gute Sachen über Upper Mustang der Welt erzählen. Leider muss ich doch noch einen negativen Punkt erwähnen, den ich nicht erwartet hatte: Die Einheimischen waren nicht besonders freundlich. Zum Beispiel hatten wir in unserem 4WD oft Einheimische als Beifahrer, die immer umsonst mitfuhren. Nicht eine dieser Personen hat sich je bedankt. Nun, mir ist bewusst, dass nicht alle Englisch sprechen können, aber Dankbarkeit kann man Leuten anmerken. Einmal hatten wir zwei im Kofferraum auf herunterklappbaren Stühlen. Als ich ausgestiegen bin, um ihnen die Türe advon aussen zu öffnen, haben sie mir nicht einmal in die Augen geschaut. Ich habe schon viel Zeit in vielen Länder Asiens verbracht, aber das war mir neu. Normalerweise werden die Einheimischen freundlicher, je weiter weg du vom Touristenstrom bist. Hier war das leider nicht der Fall.

Der Weg nach Mustang

Um in dieses Gebiet zu gelangen, sind drei Papiere nötig. Einerseits das „ Annapurna Conservation Area Permit“, sowie  eine „TIMS-Karte“ (generelle Bewilligung zum Wandern in Nepal). Und zu guter Letzt das „Restricted Area Permit“. Du musst dich aber nicht um diese Papiere kümmern, denn das Gebiet darf nicht ohne Reiseführer betreten werden. Diese kümmern sich um die ganze Administration.

Upper Mustang Permits

Das sind die nötigen Papiere. Es stellt sich heraus, dass es Gebiete innerhalb von Upper Mustang gibt, welche auch mit diesem Papier nicht besucht werden dürfen. Ich habe keine Ahnung wo die sind oder was da geschieht. Ich habe dies erst erfahren, als ich in Mustang meinen Restricted Area Permit zum ersten Mal in den Händen hatte. Übrigens hatten wir in Kagbeni Probleme mit der Einreise ins Gebiet, da auf unseren Papieren „Swedish“ anstatt „Swiss“ stand.

Wir planten alles von Pokhara aus und unser Reiseveranstalter war in Kathmandu. Er wollte unsere Originalreisepässe für die Permits per Post erhalten. Das war uns definitiv nicht geheuer. Als es dann sowieso zu knapp wurde für einen Versand, hat er sich mit Fotos der Pässe und Visas zufrieden gegeben. Ich kann nicht beurteilen,  ob das immer reichen würde, oder ob er jemanden bestechen musste, damit er die Papiere ohne Pass erhalten konnte. Das Restricted Area Permit hält natürlich einen grossen Teil des Tourismus aus dem Gebiet fern, indem es 500 USD kostet (10 Tage lang gültig nach Einreise). Um alles zu verschlimmern muss ich zugeben, nicht sicher zu sein, wo das Geld hin fliesst. Wir haben einen Franzosen kennengelernt, der in Mustang für einen Hilfswerk arbeitet. Auch von ihm verlangte die Nepali-Regierung jedes Mal 500 USD, obwohl er in der Entwicklungshilfe tätig war. Ein Mönch hat mir später erzählt, die Einheimischen würden nie etwas von diesem Geld erhalten. Ich muss aber zugeben, dass sie vielleicht den Preis ihrer neuen Strasse unterschätzen und einen grossen Teil des Geldes dort hinein fliesst.

 

Hier ist eine typische Gruppe von Arbeitern aus dem Süden Nepals. Sie wohnen in improvisierten Zelten und unter gespannten Planen und trotzen tagein, tagaus den starken Wind und den aufgewirbelten Staub.

Theoretisch könnte man aus dem Norden (Tibet) in das Gebiet gelangen. Online scheint das komplett unmöglich, aber die Einheimischen scheinen besser informiert zu sein. Anscheinend ist die Grenze ein bis zwei Mal pro Jahr offen. Einige behaupteten, selber in Tibet gewesen zu sein. Also vielleicht (nur vielleicht) ist das eine Möglichkeit. Auf jeden Fall würde die Organisation dieser Route hunderte von frustrierenden E-Mails voraussetzten, aber Lhasa-Mustang-Kathmandu wäre ohne Zweifel eine sehr schöne Reise.

Aus dem Süden gibt es grundsätzlich zwei Arten um nach Mustang zu gelangen: Landweg (4WD oder Bus) oder mit dem Flugzeug von Pokhara nach Jomsom.

Wir sind mit einem 4WD hingefahren und mit dem Bus zurück. Die Fahrt von Beni (nicht zu verwechseln mit Kagbeni) nach Jomsom war sehr beeindruckend. Die Landschaft ist unglaublich und alleine der Wandel vom  tropisch geprägten Süden zum tibetischen Hochplateau ist die Reise wert. Der Weg führt durch das Kali Gandaki Tal, dem tiefsten Tal der Welt. Es teilt den Dhaulagiri von der Annapurna. Diese sind jeweils über 8000 Meter hoch. Dieser Rekord ist jedoch schwierig zu messen und ist umstritten.

Wenn es regnet, wird die Strasse aufgrund des Schlamms sehr rutschig. Die Strasse ist sehr schmal und auf einer Seite ist fast immer eine Klippe. Das wäre ja noch alles in Ordnung, aber leider rutscht der Bus auf jeder noch so kleinen Steigung mindestens einmal rückwärts. Man muss also einen ruhigen Magen haben für diese Fahrt. Zum Glück sind diese Fahrer genauso talentiert wie die Fahrer innerhalb von Mustang.

 

Hier versuchen die Leute ihren Bus den Hang hinauf zu bekommen. Zum Glück ist die Strasse hier ziemlich breit. Übrigens bedeutet die Inschrift „Tourist“ absolut nicht, dass ein einziger Tourist an Bord ist.

Ich würde eine Strecke fahren und die andere fliegen, sofern der Rücken in einem guten Zustand ist. Die Fahrt nach Jomsom dauert ewig und ist durchaus anstrengend. Es sei allerdings noch erwähnt, dass Flüge aufgrund der Wetterlage oft gestrichen werden.

Zusammengefasst

Mustang ist ein unglaublicher Ort, von dem noch fast niemand gehört hat. Diese kargen Landschaften sind mit Abstand die schönsten, die ich je gesehen habe (inklusive dem Westen der USA). Trotz dieser Abgelegenheit existiert hier eine sehr einfache Touristeninfrastruktur.
Viele Leute behaupten, diese Gegend sei wie Tibet vor vielen Jahren einst war. Ich kann da keine eigene Aussage machen, da ich bisher noch nie in Tibet gewesen bin. Ich habe es aber ohne Zweifel vor.

 

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